Im Hören verkörpern sich unbewusst viele Aspekte unseres Seins, Denkens und Wirkens. Es integriert und bildet auf empfangende Weise ab, was auf allen Bewusstseinsebenen stattfindet. Wie und worauf wir hören hat großen Einfluss auf unsere Entscheidungen und die Gestaltung unseres Lebens. Wie bei allen Sinne, so entspricht auch die Prägung unseres Gehörs den Prägungen unserer Persönlichkeit mit ihren bewussten, unter- und unbewussten Weltanschauungen und den entsprechend eingeprägten Reaktionsmustern. Wie bei allen Sinnen führt deswegen Bewusstseinsschulung im Gehör zur Erweiterung des Erlebnis- und Bewusstseins-Spektrums.
Da das Hören für die meisten ein etwas rezeptiveres Sinneserleben als das Sehen darstellt, bietet es auch einen direkteren Zugang zu den unter- und unbewussten Aufmerksamkeitsmustern. Einfach nur zu Hören bringt meistens per se Bewusstseinserweiterung mit sich. Hören bewirkt die Ausdehnung unserer Aufmerksamkeit und unseres momentanen Erlebens und Denkens unter Einbeziehung der reichhaltigen Nebeninformationen aller Dimensionen. Das Hören ist damit ein ziemlich körperlicher Sinn und hat das Potential, sich zu einem Akt der sinnlichen Verkörperung des gesamten Bewusstseins zu entwickeln.
Hören und Lauschen erzeugen Öffnungen, die das Umfeld, das Sein und das Selbst in unsere Aufmerksamkeit mit einbeziehen und uns auf sinnliche Weise informieren. So werden Selbstkontakt, der Sinn für uns selbst und der Spürsinn an sich gestärkt. Einige Dimensionen, die sich durch das Hören erschließen, sind die Dimension des Außenraumes, die Akustik unserer Anantomie, die Dimension unserer eigenen Stimme, die Dimension unserer Kommunikation wie auch die Dimension unserer Psychoakustik, die das Hören unseres Denkens und Fühlens beinhaltet. Tatsächlich ist es möglich, jede Situation, besonders konfliktgeladene und herausfordernde, durch den bewussten Akt des Hörens oder den bewussten Einsatz des Hörens, zu unterstützen, zu erleichtern und zu öffnen.
Im Gegensatz zum bloßen Hören folgt das Zuhören der fokussierten Absicht und tendiert deshalb dazu, eine konzentrative, exklusive Fokussierung der Aufmerksamkeit mit allen Anstrengungen, die dies für das Nervensystem mit sich bringt, zu erzeugen. In der gleichen Weise, in der das Nichthören und das Zuhören ermöglichen, dass notorische Gedankengänge, inklusive ihres Lärms, Rauschens und Geplappers am Laufen gehalten werden, öffnet uns das Aufhören für völlig neue Erfahrung.
Die Öffnung unseres Gehörs für die Vollständigkeit unserer psycho-physischen Prozesse, die durch das bewusste Aufhören entsteht, verhilft uns, je länger wir sie praktizieren, zu immer längeren Phasen der inneren Freiheit und Offenheit. So wird es möglich, die ganzheitliche Fülle aller Informationen und Eindrücke, Absichten, Zwänge und Ziele wertfrei, voll und ganz zu erleben und auch für ein Höchstmaß an Intuition und innerer Führung offen zu sein.
Unser Gehör so weit zu öffnen, dass es groß genug ist, um uns selbst, unseren gesamten Körper und alle Themen mit den Komponenten, denen wir uns widmen wollen, zu beinhalten, erlaubt uns, auf ganzheitlich intelligente Weise auf den Erfolg und unsere Ziele zu zu steuern. So können Ängste und Zurückhaltungen, genauso wie die Kompensationen und Reaktionshandlungen, zu denen sie uns tendenziell verleiten, auf gesunde Weise durchgefühlt, integriert und in unseren Lösungswegen berücksichtigt werden.
Genauso wie Zuhören verschließt, so macht Aufhören auf:
Auf für alles, was wir sind, damit nichts unterdrückt sein muss.
Auf für alles, was wir wollen, damit nichts zurückgehalten werden muss.
Auf für alles, was uns hemmt, damit nichts beschönigt werden muss.
Auf für alles, was uns helfen und unterstützen will, damit nichts abgewehrt werden muss.
Auf für unsere Inspiration, damit wir die Lösungen nicht ausdenken müssen.
Auf für unsere Intuition, damit wir uns in unserem Handeln sicher fühlen können.
Auf für Fügung, damit unser Vertrauen und Verständnis für den Prozess des Lebens stärker wird.
Auf für innere Führung, damit unser Verstand auf dem Rücksitz unseres Bewusstseins Platz nehmen kann.
Aufhören zentriert die Sinne und Absichten, es macht durchlässig für ein Gleichgewicht, das die Navigation durch die Welt erleichtert. Natürlich hörst Du, sobald Du Dich öffnest, auf, die gleichen Gewohnheiten mit ihren Sackgassen zu erzeugen, die die ganze Zeit stattfinden konnten.
Das Aufhören, wie das Aufhorchen beschreibt die bewusste Unterbrechung und das Verlassen einer Handlung und eines Seinszustandes. So entstehen Wahrnehmungsveränderung und -erweiterung. Wer schon mal ein Tier in freier Wildbahn beobachten konnte, wie es selbstversunken sein Sein verfolgte bis zu dem Moment als es sich entdeckt fühlte, hat Bilder für diese Dimensionswechsel. Aufhören arbeitet im gleichen Maße an der Integration zwischen der Innen- und der Außenwelt und hilft so zur erfolgreichen Synthese der beiden und zur Erfüllung durch Kreativität zu gelangen. Durch Aufhören finden wir die Mitte zwischen dem innerlichen und dem äußerlichen Auf-der-Hut-Sein, damit wir uns auf kreative gesunde und glückliche Weise mit dem Fluss des Lebens bewegen können.
Anwendungen „Aufhören":
1. Setze oder lege Dich hin und beginne Dich in Deine Aufmerksamkeit, in Deinen Körper, Deinen Atem, Dein Denken und in Deine Emotionen hinein zu entspannen.
2. Mache Dir bewusst, wo der Schwerpunkt Deiner akustischen Aufmerksamkeit gerade gelagert ist.
Zum Beispiel: Bist Du stark mit Gedanken oder Emotionen beschäftigt, bist Du genervt, entspannt oder gestresst? Vielleicht erzählen Du oder Dein Verstand Dir gerade viele Dinge. Bist Du gerade von Außengeräuschen oder anderen Reizen angezogen oder abgestoßen oder hast Du eine neutrale oder eine angenehme Soundkulisse?
3. Beginne damit, über Deinen Hörsinn die Hierarchie Deiner Aufmerksamkeit zu unterbrechen. Öffne Dein Gehör für Dein Sein mit all seinen äußeren und inneren Inhalten.
4. Entspanne Dich in diese komplexe Kakophonie oder Komposition mit ihrem spezifischen akustischen Profil all Deiner momentanen Erfahrungen und Gedanken.
5. Öffne Dein Gehör weiter und weiter, bis Deine gesamte Welt, inklusive allem Trubel, der in ihr stattfindet, darin Platz hat.
6. Lass alle Emotionen, allen Stress, alle Überreizung durch Deinen freien Kiefer in Richtung der oberen Chakren durchlaufen und ausgeleitet werden, während sich Dein Gehör weiter öffnet.
7. Bemerke, wie auf Dein physisches Ohr beginnt mit dem gesamten Chakren-System zu interagieren und sich zu befreien und zu öffnen.
8. Schaue, über welche Sinnes-Kanäle diese Offenheit jetzt ermöglicht, dass mehr Zuversicht und Impulse zur inneren Führung und zum Gewahrsein für Deine nächsten Lebensschritte zu Dir kommen.
9. Genieße alles, was an Qualitäten von Souveränität, Gewissheit und Ganzheit in Deinen Erlebnisraum hinein kommen möchte, während Du auf diese Weise Deine Fähigkeit des Aufhörens weiter kultivierst.
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