Gute Freunde hängen gerne miteinander ab.
Trotzdem ist unsere größte Angst, im Verhältnis zum Leben, im Beruf oder in Beziehungen, in abhängigen Verhältnissen zu landen.
Die Wunden unserer Kindheit sind durch die Abwendung von unserer wahren Kraft und das Ausrichten auf das Opfer-Dasein entstanden. Es sind Stellen, an denen wir aus unserer Schwäche einen Kult gemacht haben.
Der meiste Schmerz, den wir in diesen Zusammenhängen erlebt haben, ist Beweis dafür gewesen, dass unsere Schwäche in Beziehungen missbraucht wird. Das hat uns viele Argumente dafür geliefert, unsere Unabhängigkeit auszubauen.
Die Realitäten, die dadurch unbewusst erzeugt worden sind, sind zu solch robusten Phänomenen erstarkt, dass ihre Unumstößlichkeit so sicher ist wie das Amen in der Kirche.
Deshalb scheint das Ausmaß an Selbstüberwindung, das notwendig ist, um unseren nächsten Wachstumsschritt zu gehen, meistens unzumutbar.
Die Bitterkeit, mit der wir uns von unserem hoffnungsvollen Blick verabschiedet haben, rührt von den Herzensbrüchen, die wir auf unserem Weg von der Abhängigkeit in die Unabhängigkeit dissoziert haben, her.
Es ist sehr schwierig für unsere Welt und für alle daran Beteiligten, an dieser Rüstung vorbei, Zugang zu uns zu finden. Die Verteidigtheit unserer Weltanschauung wehrt prinzipiell alles ab, was uns bezüglich unserer Argumente für Unabhängigkeit ins Unrecht setzen könnte.
Sowohl in der abhängigen als auch in der unabhängigen Entwicklungsphase sind wir in unserem Bewusstsein nicht besonders hoch entwickelt, da uns die Realität als undurchdringliches Gewebe erscheint, das wir dominieren müssen, um ihm nicht zu unterliegen.
Während wir Probleme und Themen aus diesen beiden Regionen heilen, wird es möglich, die Funktion und den Sinn von Liebe als Selbstzweck zu erkennen.
Unsere Liebe, die unsere Unabhängigkeit immer wieder auflöst, funktioniert wie Gelenkflüssigkeit oder ein Gleitmittel, das unser Herz in seine nächste Größe hinein flutschen lässt.
So wird es möglich, in immer mehr Lebensbereichen auf die Ebene von bewusst gewählter Wechselseitiger Abhängigkeit zu wechseln und wahre Ebenbürtigkeit und Partnerschaftlichkeit einzuladen.
Dadurch können wir uns zu immer höheren Ebenen von Wehrlosigkeit und Bezogenheit sowie von Intimität und Erfolg emporschwingen und auch die herausfordernsten Aspekte unserer Welt durch unser Engagement und unser wahres Sein emporheben.
Anwendung Voneinander-abhängen:
1. Schau in welchem Bereich Deines Lebens Du am meisten Unterstützung möchtest: Partnerschaft, Beruf, Erfolg, Geld, Gesundheit, Familie oder Selbstverwirklichung?
2. Erlaube vor Deinem inneren Auge, das Gesicht der Person auftauchen zu lassen, die Du als abschreckenstes Beispiel in diesem Lebensbereich benutzt.
3. Öffne Deinen Kiefer, Deine Chakren, Deine Sinne und Dein Herz, um alle Urteile zu spüren und durch- und wegzufühlen, die hier aktiv sind.
4. Mache Dir bewusst, wie stark du diesen Menschen missbraucht hast, um Deine Unabhängigkeit aufrechtzuhalten und Deinen Erfolg in diesem Lebensbereich auszubremsen.
5. Engagiere Dich, egal wie falsch es sich anfühlen mag zu 100% dafür, mit diesem Menschen auf die Ebene der Wechselseitigen Abhängigkeit zu gelangen und öffne Dich für alle möglichen Auswirkungen dieser Entscheidung: stimmungsmäßig, in Bezug auf alle möglichen positiven, zukünftigen Initiativen und in Bezug auf Deine Weltanschauung.
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Marianne Littlewood (Sonntag, 16 September 2018 23:14)
Lieber Torsten,
das erinnert mich total an eine Stunde, die ich vor vielen Jahren mal bei Christopher Greatorex in Köln hatte. "We all need somebody to depend on", meinte er. Und: "Men want to be needed, too." Das hat damals etwas an meinem Bild von Abhängigkeit/Unabhängigkeit gerüttelt.
Die Psychosynthese fragt ja auch immer: Was gibst du mir?
Jemand anders sagte mal zu mir: Wir sind alle abhängig, z. B. vom Sauerstoff.
Danke für Deine Anregung und Übung. Zeit, sich mal wieder mit diesem Thema zu beschäftigen.
LG
Marianne